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Costa Rica, schönes Natur- und Tierparadies

18.03.20

Der Grenzübergang von Panama nach Costa Rica kann auf der Karibikseite nur zu Fuss überquert werden, eine Brücke für Fahrzeuge ist im Bau. Somit war für mich an der Grenze ein Buswechsel angesagt. Meine erste Station war das kleine Dorf Cahuita, direkt neben dem Cahuita Nationalpark gelegen. Dieser Park war dann auch mein erstes Ausflugsziel. Ohne Eintrittsgebühr kann man diesen, an einem schönen Sandstrand gelegenen, Wald ohne Reiseführer besuchen. Ganze 5h wanderte ich gemütlich durch die gut gemachten Waldwege und konnte zahlreiche Tiere beobachten: Brüllaffen, Kapuzineraffen, Faultiere, Waschbären, Nasenbären, Agutis, sowie diverse Echsen, Schmetterlinge und Vögel. Wow, dies war sehr eindrücklich!

Weiter ging die Reise in den nächsten Nationalpark, den Tortuguero NP. Die Reise dorthin auf möglichst günstige Weise zu machen, dauerte ganze 11,5 Stunden. Die letzten 1,5h sind mit einem Boot auf einem kleinen Fluss mitten durch den Dschungel. Bereits auf dieser Fahrt konnte ich Krokodile, Tukane und diverse andere Tiere bewundern. Mit einer geführten Nachtwanderung, einer 3-stündigen Kanutour und einer eben so langen Wanderung, kostete ich dieser faszinierenden Natur voll und ganz aus. Bei der Kanutour hatte jeder von der Tour sein eigenes Kanu und diese sind so robust gebaut, dass man eigentlich nicht kippen konnte. Bei einem Wendemanöver bewies ich dann jedoch das Gegenteil. Bei dieser Abkühlung hatte ich grosses Glück, dass ich das Boot noch stabilisieren konnte und somit die Kamera und das Natel vor dem kompletten Untergang retten konnte. Beide Geräte hatten das nasse Abenteuer überlebt und funktionieren mittlerweile wieder.

Eine Viertelstunde nach meinem Missgeschick begann es dann auch noch zu regnen. Und wenn in Costa Rica regnet, dann so richtig. Somit waren innert kürzester Zeit alle Anderen auch bis komplett durchnässt. Trotzdem kriegten wir noch mehrere Kaimane zu Gesicht. Hui, und da war ich vor ein paar Minuten noch baden.

Neben den Tieren, welche ich bereits im Cahuita NP gesehen hatte, kamen hier noch folgende dazu: Kaimane, Gürteltier, Opossum, Krokodile, 3 Sorten Tukane, Schlange (Glanzspitznatter), Papageie, Frösche usw.

Nun ging es weiter ins Landesinnere, nach La Fortuna. Dieses sehr touristische Dorf ist Ausgangspunkt für diverse Aktivitäten wie Bungee-Jumping, Ziplines, Vulkanbesteigung oder Canyoning. Ich entschied mich ein Wasserbecken am Fluss zu besuchen und von dort 6km dem Fluss aufwärts zu folgen um dann bei einem 60m hohen Wasserfall anzukommen, welcher eigentlich 18$ Eintritt kosten würde. Über Stock und Stein, durch den Dschungel und durch den Fluss, kämpfte ich mich Meter für Meter vorwärts. Nach drei Stunden war meine Energie aber langsam am Ende und jedes Mal, wenn es nicht mehr dem Fluss entlang weiterging, nahm die Motivation ab. Die Wege durch den dicht bewachsenen Dschungel dauerten jeweils lange und forderten diverse Kratzspuren. Jedoch wurde mein Mut belohnt und ich kriegte eine Gruppe von ca.20 Tukanen aus der Nähe zu sehen. Sie flogen eine Weile mit mir flussaufwärts von Baum zu Baum. Ebenfalls bestaunte ich einen knallroten Frosch. Einmal schreckte ich mit einem lauten Schrei auf. Direkt vor mir sprang ein grosser Leguan ins Wasser, welchen ich nicht gesehen hatte. Er tauchte unter und wollte zwischen zwei Steinen warten, bis ich weg war. Ich nahm das Geduldsspiel an, setzte mich auf einen Stein und wartete bis er wieder auftauchte. Schliesslich hatte ich ja Zeit.:-) Der Leguan gewann! Nach 30Min. gab ich auf und ging weiter. Im Internet habe ich nun gelesen, dass Landleguane bis 40Min. unter Wasser sein können, ohne aufzutauchen. Schade, diese 10Min. hätte ich mich gerne noch geduldet.

Nach 4,5h erreichte ich schlussendlich schmutzig und verschwitzt den Wasserfall. Zur Belohnung gönnte ich mir eine herrliche Abkühlung im Wasserbecken vor dem Wasserfall.

Weiter ging ich in die Region Monte Verde, wo es Nebelregenwälder gibt. Auf der 5h Wanderung genoss ich die Ruhe, jedoch hatte diese Gegend ausser ein paar Vögel, nicht viele Tiere zu bieten.

 

Bedingt durch die aktuelle Coronasituation, werde ich bereits heute nach Hause in die Schweiz fliegen. Eigentlich war mein Rückflug in 8 Tagen geplant, aber das Risiko ist zu gross, um bis dann noch abzuwarten.

 

 

Panama, der Kanal und einiges mehr

18.03.20

Von Kolumbien mit dem Flugzeug in Panama City angekommen, bekam ich das erste Mal au dieser Reise etwas vom Coronavirus mit. Bei allen Passagiere wurde zweimal die Temperatur an der Stirn gemessen, bevor man einreisen durfte.

Wow, nach Buenos Aires war Panama City die erste Stadt, welche über ein Metrosystem verfügt. Obwohl dieses noch nicht all zu gut ausgebaut ist, konnte ich so vom Busbahnhof zu meiner Unterkunft gelangen. Auf dem Weg von der Metrostation zum Hostel wurde ich kein einziges Mal um Geld angebettelt, was für eine wohltat. Die Stadt mit vielen Hochhäusern hat mir allgemein sehr gut gefallen. Das Wahrzeichen des Landes und auch die Haupteinnahmequelle ist ganz klar der Panamakanal, welcher die beiden Weltmeere (Atlantik und Pazifik) miteinander verbindet. Eine Durchfahrt mit einem Containerschiff kann gut 100'000.- bis zu einer Million Dollar kosten!

Die Besichtigung der Schleuse war mir jedoch mit 20$ zu teuer, aber während der Fahrt mit Uber, hatte ich bereits alle wichtigen Infos über diesen Kanal von meinem Fahrer erhalten.:-)

 

Als Nächstes besuchte ich die Region Boca Chica an der Pazifikküste. Diesen Geheimtipp hatte ich von einer Kollegin erhalten und es hat sich gelohnt. Dort angekommen fragte ich die Leute nach einer günstigen Übernachtungsmöglichkeit. Leider waren die Preise alle um die 50$/Nacht, was für mich zu teuer war. Eine nette Italienerin hatte jedoch noch einen Bekannten auf der vorgelagerten Insel Boca Brava, dort konnte ich für 13$ in einem eigenen Zimmer übernachten. Das Haus war mitten im Dschungel gebaut und so konnte man aus dem Zimmerfenster viele Affen, Vögel und sonstige Tiere beobachten. Die Ruhe und die Tierwelt haben mich sehr beeindruckt. Zudem ist dieser Ort von Touristen noch relativ unberührt. Am zweiten Tag schloss ich mich einer Inselhoppingtour an. Wir besuchten drei kleinere Inseln mit traumhaften Stränden.

Da ich nur eine Woche Zeit hatte für Panama, besuchte ich als Nächstes die wesentlich touristischere Inselgruppe Bocas del Toro. Mit vielen dunkelhäutigen Leuten, hauptsächlich aus Jamaika, herrscht dort eine ganz entspannte Stimmung. Obwohl dort einiges mehr los war, hat mir das Karibikfeeling sehr gut gefallen. Leider konnte ich aus zeitlichen Gründen nicht noch mehr von Panama besichtigen. Das Land und die Leute haben bei mir einen sehr guten Eindruck hinterlassen. 

 

 

Kolumbien, im Zwiespalt der Gefühle

04.03.20

Von Santa Marta aus habe ich mit einem Mietroller die Küstenregion vom Karibischen Meer bis nach Palomino und zurück abgefahren. Auf dem Weg besuchte ich zahlreiche wunderschöne Strände und machte auch eine Wanderung in den Dschungel zu einem Flussbecken, wo man sich herrlich abkühlen konnte. Die Strände sind richtig karibisch, mit den dazugehörigen Palmen. Sobald man ein sich ein wenig ausserhalb der Ortschaften befindet, sind die sandigen Badeplätze zum Teil menschenleer. Auf dem Weg durfte ich auch zahlreiche exotische Vogelarten beobachten. Als ich gerade daran war, einen Kolibri zu fotografieren, wurde ich von einem grossen Lärm erschreckt.

Es war, wie ein Helikopter direkt neben mir landen würde. Als ich mich umschaute, wollte sich ein Kolibri bei mir "andocken".

Der Fahrstil in Kolumbien kommt mir entgegen. Links überholen, rechts überholen, hupen usw.

Dies gefällt mir sehr!

Da ich zeitlich gut drin war, wollte ich den Sonnenuntergang bei einem nahegelegenen Strand von Santa Marta besuchen. Soweit kam es ja dann aber nicht (siehe letzten Bericht).

Weiter ging es dann in den kolumbianischen Hauptferienort, Cartagena. Diese Küstenstadt ist auch Ausgangsort für auf zahlreiche Inseln mit traumhaften Stränden. Somit besuchte ich gleich für

3 Tage/2 Nächte die Insel Mucura, welche nur zwei Bootsstunden von Cartagena entfernt ist. Diese kleine Insel beheimatet zahlreiche Leguane und bei "meinem" Hotel haben sich auch zwei blaue Ara-Papageie niedergelassen. Das Hotel "Isla Mucura" bietet Unterkünfte für jedes Budget an. Ob als Reisender in einem Schlafsaal oder sogar in der Hängematte für gut 20.-/Nacht oder ein Bungalow für die Flitterwoche zum Preis von 200.-/Nacht, ist alles zu haben. Dementsprechend unterschiedlich sind die Gäste. :-) Ebenfalls bietet das Hotel dreimal am Tag ein leckeres Buffet zu fairen Preisen an.

Die Insel selbst kann man in ca. 20min. umlaufen. Neben einem öffentlichen Strand und einem kleinen Dorf hat die Insel jedoch nicht all zu viel zu bieten, ausser die Seele baumeln zu lassen.

Am Abend wurde in unserem Hotel jeweils Volleyball gespielt. Somit konnte man die verrosteten Knochen wieder zum Leben erwecken. Die ruhige Ferienzeit auf der Insel habe ich genossen, jedoch wäre es mir bei einem längeren Aufenthalt bald mal langweilig geworden.

Langweilig wurde es mir am Abreisetag nicht. Als ich mich am Morgen an der Rezeption erkundigte, wo mein Boot abfahren würde, war die Antwort, dass dieser Katamaran heute nicht kommen wird, da der Wind zu stark sei. Bravo! Erstens hatte ich die Unterkunft in Cartagena bereits bezahlt und andererseits war Samstag, da sei das Nachtleben in der Stadt fantastisch. Nach zahlreichen Telefonaten mit der Ticketverkaufsstelle, wurde mir aufgezeigt, dass ich zwei Varianten habe. Entweder das Boot am nächsten Tag zu nehmen oder per Boot an das nächstgelegene Festland zu nehmen und von dort mit dem Bus 4 Stunden nach Cartagena zu fahren. Das Geld (30.-) werde ich selbstverständlich dann zurückerhalten. Als ich mich am Nachmittag um 14.00 Uhr an den Anlegesteg begab, waren ca. 20 Personen vor Ort, welche dasselbe Problem hatten. Mittlerweile war der Wind und damit auch die Wellen so stark, dass ich mich unbedingt zu hinterst im Boot hinsetzen wollte, um bei der stündigen Fahrt nich Seekrank zu werden. Dabei habe ich die aktuelle Wetterlage nicht richtig eingeschätzt. Das Fahren entgegen der Wellen verursachte hohe Wasserfontänen. Dazu blies der Wind auf meiner Seite gegen unser Boot. Somit wurde ich während der ganzen Fahrt, wie bei einem monsunartigen Regen, geduscht. Ja, manchmal schwappten die Wellen auch direkt über das Boot. Ich ergab mich dem Schicksal und genoss die nasse Fahrt trotzdem. Die anderen Passagiere hatten so zumindest was zu lachen und wenn sie ab und zu auch einen Wassertropfen abkriegten, konnten sie sich trösten, dass es anderen "schlechter" ging.

Der Chauffeur vom Bus hatte an meiner nassen Kleidung weniger Freude und wollte mir die Mitfahrt verweigern. Erst als ich ihm den Vorschlag machte, dass ich mein Strandtuch zwischen den Sitz und mir legen werde, erlaubte er mir die Mitfahrt. Jedoch wurde das Tuch, wie auch all meine anderen Kleider, bei der Überfahrt auch komplett nass. Dies musste der Fahrer aber ja nicht wissen. :-)

Nach total 6,5h erreichten wir schlussendlich unser ersehntes Ziel. Der Preis war alles in allem ebenfalls 30.-!

Zum Glück konnte ich den grossen Rucksack in meiner Unterkunft in Cartagena lassen und hatte somit trockene Kleider zum Anziehen. Um das Nachtleben richtig auszukosten, besuchte ich zahlreiche Bars und Discos. Am besten hatte es mir aber in einem gemütlichen Irish Pub mit Livemusik gefallen.

Am Sonntag Nachmittag wollte ich mir noch am Hafen mein Ticket zurückerstatten lassen, leider hatte die Verkäuferin bereits Feierabend gemacht und war nicht mehr dort. Somit versuchte ich mein Glück am nächsten Morgen nochmals. Diesmal war die Dame dort, hatte jedoch nicht genügend Geld dabei. Ich solle um 18.00 nochmals kommen. Da dies mein letzter Tag in Kolumbien war, brauchte ich zumindest die Hälfte des Betrages um den Tag zu überbrücken. Dieser Wunsch konnte sie mir erfüllen. Um 18.00 war die gute Frau bereits wieder nicht mehr da. Die Hafenpolizei konnte sie dann telefonisch erreichen, ich solle am nächsten Morgen um 8.00 nochmals kommen. Nun wurde mir die Sache zu bunt! Ich verlangte, dass sie sofort zum Hafen kommen soll, da ich am nächsten Morgen nach Panama fliegen werde. Dies funktionierte nicht, aber sie versprach mir das Geld um 20.00 Uhr in die Bar neben meinem Hostel zu bringen. Ich wartete wiederum eine Stunde vergeblich und auch meine Telefonanrufe beantwortete sie nicht. Stinkesauer machte ich mich am nächsten Morgen um 8.00 Uhr auf zum Hafen. Die Verkäuferin konnte ich nicht sehen, aber der freundliche Polizist vom Vorabend erkundigte sich, ob es mit der Übergabe nicht geklappt hatte. Er half mir die Frau zu suchen und erhielte die Info, dass ihr am Tag zuvor gekündigt wurde, weil sie Geld unterschlagen hatte. Mittlerweile fanden sich auch andere Reisende ein, welche am Vortag Tickets gekauft hatten, ihnen aber den Zugang auf die Boote verweigert wurde, da keine Buchungen existierten. Der Polizist und der Vater der Verkäuferin (dieser arbeitet scheinbar für denselben Veranstalter) waren beide ausser sich vor Wut und haben dies der Frau auch telefonisch kundgetan und sie sofort an den Hafen zitiert. Um 9.00 überreichte mir der hilfsbereite Beamte mir die restlichen 15.-.

Nun musste ich aber schleunigst mit dem Taxi an den Flughafen. Zum Glück war gerade eines vor Ort, jedoch bereits mit einer Person auf dem Beifahrersitz. Der Fahrer sagte, er fahre eh am Flughafen vorbei, ich könne auch mitkommen. Als wir Abfahrten traute ich meinen Augen kaum. Auf dem Beifahrersitz sass "meine" Verkäuferin. Auf der ganzen Fahrt war sie mit Telefonieren beschäftigt, um auch das restliche Geld der anderen Kunden aufzutreiben. Am Flughafen fragte ich sie freundlich sich zu entschuldigen. Mehr als ein "Si" und ein schamerfülltes Lächeln kam nicht zurück.

 

Schlussfazit zu Kolumbien:

Das "normale", arbeitende Volk hat mich mit der Freundlichkeit sehr beeindruckt. Ebenfalls genoss ich die abwechslungsreichen Naturlandschaften, welche ich leider grösstenteils nur beim Vorbeifahren bewundern konnte.

Einen faden Beigeschmack bei meinem Aufenthalt empfand ich die vielen Obdachlosen, Bettler und "working Women" (Sexarbeiterinnen). In jeder grösseren Ortschaft wird man als Alleinreisender alle paar Meter um Geld angefragt, Sex oder irgendwelche Sachen zum Verkauf angeboten. Dies ist sehr unangenehm und störend.

Aus diesem Grund ist Kolumbien das einzige Land auf dieser Südamerikareise, wo ich froh bin, es nun verlassen zu dürfen. Freue mich jedoch bereits, irgendwo auf dieser Welt wieder Kolumbianer/innen zu treffen.

Mit dem Flug nach Panama habe ich nun auch den südamerikanischen Kontinent verlassen. Die letzten paar Wochen bis zu meinem Rückflug am 26./27.3. werde ich noch in Panama und Costa Rica verbringen.

 

Kolumbien, von der Polizei ausgeraubt und anschliessend einen Verkehrsunfall verursacht

26.02.20

Vorgeschichte:

In Santa Marta hatte ich zwei Übernachtungen in einem neuen und bisher sehr gut bewerteten Hostel gebucht. Die attraktive Managerin Nohora war mir bereits beim Einchecken sehr sympathisch. Nachdem ich zu Fuss die Stadt erkundigt hatte, verbrachte ich den Abend im Hostel.

Da die anderen drei Gäste auswärts oder bereits im Zimmer waren, verweilten Nohora und ich uns die nächsten 4 Stunden mit vielen interessanten und tiefgründigen Gesprächen.

 

Um die Zahlengrössen 1:1 darzustellen, werde ich die Beträge in Columbianischen Pesos (COP) schreiben.

10'000 COP = 3 SFR

Am nächsten Tag mietete ich einen Roller, um bei schönstem Wetter die Küstenregion zu erkunden. Dazu mehr im nächsten regulären Bericht.;-)

Da ich bei meiner Rückkehr gut in der Zeit war, wollte ich noch den Sonnenuntergang, im nur 5km von Santa Marta entfernten Tagange, betrachten.

Ganz langsam (mit 30km/h) überholte ich ein Polizeimotorrad und kurz darauf wurde ich mit Sirene und Blaulicht aufgefordert, am Strassenrand anzuhalten. Ok, Routinekontrolle dachte ich.

Nach der Abtastung musste ich ihnen die Papiere vorzeigen. Das Kopfschütteln der beiden Beamten bedeutete nichts Gutes. Mein Nummernschild sei am heutigen Tag nicht gültig. Ich erklärte ihnen, dies müssten sie mit der Firma klären, da ich den Roller nur gemietet habe. Dies wiesen sie vehement zurück, da ich der Fahrer sei und somit die Verantwortung trage. Trotzdem informierte ich per Telefon die Mietstation und es stellte sich heraus, dass ihnen ein Fehler unterlaufen ist und die Beamten recht haben. Ich solle das Busgeld von 20'000-max.50'000 bezahlen und erhalte es dann bei der Rollerrückgabe zurück. Ok, so weit so gut.

Somit fragte ich die Polizisten, wieviel das Busgeld sei? Die Antwort von 1'000'000 schockierte mich!

Falls ich das Geld nicht gleich bezahlen kann, werde dies im System erfasst und mir die Ausreise verweigert bis ich den Betrag bezahlt habe. Ich benötigte Hilfe und da ich nur eine Person in Kolumbien kannte, rief ich Nohora an, um sie um Rat zu fragen. Um abzuklären, ob die Beschuldigung wahr ist und wie hoch das Busgeld sein kann, sollte ich ihr ein Foto vom Kennzeichen senden. Dies war jedoch nicht möglich, da mir die Beamten die weitere Benutzung vom Telefon verboten.

Als Nächsten machten mir die beiden Herren ein "Angebot". Wenn ich Ihnen gleich hier vor Ort 300'000 bezahlen kann, lassen sie mich gehen. Erstens fand ich keinen Gefallen daran und zweitens hatte ich nicht so viel Bargeld dabei, was ich Ihnen auch mitteilte. Wie viel dass ich habe? Ich holte die Geldscheine heraus und wurde angebrüllt, dass ich das Geld nicht aus der Hosentasche nehmen darf. Ok, ca.120'000 schätze ich. Sie entgegneten mir mit einem abschätzigen Lachen und Kopfschütteln. Somit wollten sie zusammen mit mir zu einem Geldautomaten fahren, dumm nur, dass ich keine Bankkarte auf die Rollertour mitgenommen habe.:-) Dann fahren wir zusammen zu der Unterkunft, da habe ich ja bestimmt noch mehr Geld. Leider nein, auch dort habe ich kein kolumbisches Bargeld mehr (nur meine Bankkarte, aber danach hat ja niemand gefragt). Mittlerweile hatten sich ein paar Schaulustige um uns herum versammelt, dies passte den Polizisten nicht. Sie wiesen mich an, in eine bestimmte Richtung weiterzufahren, sie werden mir folgen. Nach gut einem km, auf einem ruhigen Strassenabschnitt, hatte dann wieder das Blaulicht und die Sirene ihren Einsatz. Anhalten, Beine auseinander! Während mich der eine erneut abtastete, tippte der andere auf seinem Telefon im Übersetzerapp, dass ich die Papiere geben soll und all mein Geld darin verstecken. Gesagt, getan. Mit einem kräftigen Händedruck und einem "GO" wurde ich verabschiedet. 

Ist schon beängstigend, wenn zwei bewaffnete Verbrecher mit Sturmmaske vor dir stehen und dies in Form von der Staatsgewalt...

 

Da sich Nohora sicherlich bereits Sorgen machte, da ich sie nicht zurückrufen konnte, wollte ich schnellstmöglich die 5min. zum Hostel fahren, um ihr die Geschichte zu erzählen.

Leider touchierte ich beim Überholen von einer stehenden Autokolonne einen anderen Motorradfahrer, welcher in die gleiche Richtung unterwegs war, seitlich ganz leicht. Weder den Motorrädern noch uns Fahrern hat es etwas gemacht. Dennoch verlangte er, dass wir kurz anhalten. Als er sah, dass ich ein Ausländer bin, leuchteten die Dollarscheine in seinen Augen und die Phantomschmerzen setzten ein. Sein Fuss schmerze so sehr, dass er nicht mehr gehen konnte und der eine Arm war wie gelähmt und schmerzte ungeheuerlich. Ihn auszulachen und wegzufahren wäre sicherlich korrekt gewesen, aber sicherheitstechnisch nicht unbedingt die beste Lösung in Kolumbien.

Da er mich in einem vorwurfsvollen Ton volltextete, konnte und wollte ich kein Spanisch mehr verstehen. Somit konnte ich nun endlich Nohora anrufen. Jedoch wusste sie nicht wie ihr geschah. Besorgt wollte sie wissen was los sei mit der Polizei. Dies erkläre ich dir später, ich habe nun ein anderes Problem, war meine Antwort. Auf schnellstem Wege machte sie sich auf zu unserem Standort zu kommen. Währenddessen wollte mir der Simulant fast sterben vor "Schmerzen", da es ihm überhaupt nicht passte, dass nun eine kolumbianische Kollegin von mir kam.

Nohora wollte von ihm wissen, was er den möchte, bzw. wie viel Geld er haben wolle. Direktes Bargeld war jedoch (noch) nicht offiziell seine Forderung, denn er wollte sich krankschreiben lassen und somit über längere Zeit seinen Arbeitsausfall von mir finanziert haben. Ich stand immer noch ruhig und mit einem Lächeln im Gesicht da. Denn was er nicht wusste, ist, dass ich ausnahmsweise bei der Mietstation für solche Fälle eine Zusatzversicherung für 25'000 abgeschlossen hatte, ZUM GLÜCK!

Nohora war nun mit Abklären und Organisieren beschäftigt. Via Mietstation konnte sie direkt mit der Versicherung telefonieren und unsere Kontaktangaben weitergeben. Nach einer Weile schickte die Versicherung einen Feuerwehrwagen (!) und einen Anwalt auf den Weg zu uns.

Mittlerweile war es Nacht geworden und der Onkel (Polizist, war aber zivil vor Ort) von dem "Unfallopfer" bei uns eingetroffen. Da nach einer weiteren halben Stunde die gesendeten Leute immer noch nicht bei uns waren, wurde die Situation langsam ungemütlich. Mehrere Freunde von dem Jungen tauchten regelmässig auf und verschwanden dann wieder. Der Onkel fragte uns nach 300'000, um die Situation zu beenden. Meinen versteckten Notgroschen von 100'000 hatte ich noch dabei, mehr aber nicht. Gleiche Fragen wie von seinen Berufskollegen: Bankkarte? Geld in Unterkunft?

Eigentlich hatte ich dank der Versicherung keine Kosten zu befürchten, aber aus Sicherheitsgründen waren Nohora und ich froh, als der Onkel schlussendlich sich mit den 100'000 zufriedengab und wir getrennte Wege gehen konnten. Telefonisch informierten wir die Versicherung, dass sich der Fall erledigt hatte.

 

Zurück im Hostel hatte ich bei Nohora noch einiges gutzumachen. Anstatt ihren freien Nachmittag und Abend zu geniessen, war sie mit vollem Einsatz mit meinen Problemen beschäftigt.

Was hätte ich nur ohne sie gemacht...

Zumindest durfte ich sie noch zu einem leckeren Nachtessen und ein Bier einladen. Gemeinsam liessen wir die Geschehnisse vom Tag mit viel Humor nochmals Review passieren und so wurde es, wie bereits am Vorabend, wiederum Mitternacht bis die Nachtruhe einkehrte.

Uff, mit einem blauen Auge und 66 SFr. Verlust (bzw.51.-, 50'000COP bezahlte mir die Mietfirma zurück) aus diesen brenzligen Situationen herausgekommen. 

 

Die nächsten zwei Tage gönne ich mir nun Ferien auf der Trauminsel Mucura.

 

 

Amazonas in Brasilien

23.02.20

Die Reise nach Manaus hatte es in sich. Ein Inlandflug von Bogota nach Leticia, an der Grenze zu Brasilien und dann ein Inlandflug von Tabatinga nach Manaus sollten mich möglichst günstig ans Ziel bringen. Für die 8km, vom kolumbischen zu dem brasilianischen Flughafen zu gelangen, hatte ich 2,5h Zeit. Da der Taxifahrer für diese kurze Strecke teure 12.- verlangte, entschied ich mich, die 3,5km bis zur Grenze zu Fuss zu gehen. Nach 45min. erreichte ich schweisstreibend "die Grenze". Auf nachfragen wo sich das Grenzbüro befindet, erhielte ich die Antwort, dass es, im Gegensatz zu der brasilianischen Seite, keines gibt und ich den Ausreisestempel am Flughafen abholen müsse. Bravo, die ganze Strecke umsonst gelaufen...

Mein Motorradtaxifahrer hatte zum Glück noch eine andere Idee, das Migrationsbüro im Zentrum von Leticia. Der Beamte dort verwies uns wiederum an den Flughafen oder aus zeitlichen Gründen könnten wir auch an den näher gelegenen Hafen fahren. Apropos Zeit, an der Grenze hatte sich meine Uhr auf dem Telefon um eine Stunde nach vorne verschoben. Mein Fahrer bestätigte mir, dass in Brasilien eine Stunde Zeitverschiebung zu Kolumbien ist. Somit waren aus den 2,5h noch 30min. geworden und ich hatte noch Nichteinmal den Ausreisestempel von Kolumbien. Am Hafen habe ich mich an allen vorgedrängelt und kurz darauf waren wir im Büro von der brasilianischen Migration. Den Ruf vom langsamen Beamtenarbeiten wurde dort bestätigt. Obwohl mein Flug eigentlich bereits seit 15min. in der Luft sein sollte, wollte ich mich am Flughafen erkundigen, wann der nächste Flug stattfinden würde. Zu meinem überraschen war jedoch mein Flug noch auf der Anzeigetafel und zum Check in bereit. Ich wurde dann aufgeklärt, dass dieses brasilianische Dorf von der Zeitverschiebung ausgenommen ist und ich somit pünktlich 45min vor Abflug vor Ort war. Somit schwankte meine Gemütslage wieder auf die glückliche Seite. :-)

 

In Manaus wurde ich von unserem Gastgeber René abgeholt. Zu seinem 50gisten Geburtstag hatte er seine Kollegen aus der Region Huttwil zu sich nach Manaus eingeladen und eine 5-tägige Bootstour in den Amazonas organisiert. Im Ganzen waren wir 11 Männer und eine Frau, welche der Einladung gefolgt sind. Es folgten 10 lustige und abenteuerliche Tage in Manaus und im Amazonas.

Unser Reiseführer war ebenfalls ein Schweizer. Franz lebt bereits seit 30 Jahren in Manaus und ist als Tourenführer im Amazonas tätig. Neben seinen ausgezeichneten Tier- und Pflanzenkenntnissen ist er auch ein professioneller Fotograf.

Auf dem riesigen Schiff wurden wir von der Bootscrew kulinarisch verwöhnt und die Zeit vertrieben wir uns mit Kartenspielen, Musik und vielen interessanten Gesprächen.

Jeden Tag machten wir mit einem kleinen Motorboot drei Touren in kleineren Zuflüssen vom Rio Negro. Dabei bekamen wir neben unzähligen Vogelarten auch Affen, Faultiere, Delfine, Schlangen und Vogelspinnen zu sehen. Am meisten beeindruckte mich die Grösse vom Fluss Rio Negro, dem Fluss Amazonas und dem Amazonas Regenwald. Mit einer Länge von 6500km ist der Amazonas der grösste Fluss der Erde. Das Flusseinzugsgebiet liegt sogar bei über 6Mio.km.

An der breitesten zusammenhängenden Stelle wird er bei Hochwasser bis zu 23km breit.

Zum Vergleich: Der Bodensee hat eine maximale Breite von 14km.

Bei Hochwasser fliesst der Fluss an der breitesten Stelle sogar auf 120km (mit zahlreichen Flussinseln) Richtung Atlantik. Schätzungen zu Folge enthält der Amazonas 1/5 des weltweiten Süsswasservorkommens.

 

Pünktlich auf das Wochenende waren wir zurück in Manaus. Da die kurzen Nächte auf dem Schiff bei einigen von unserer Gruppe Spuren hinterlassen hatten, besuchte ich zum Teil das wilde brasilianische Nachtleben alleine. Wow, die Brasilianer/innen haben den Rhythmus im Blut und bewegen sich dementsprechend sexy zu den Klängen der Musik. Da fehlt mir doch das eine oder andere Gelenk um mitzuhalten. Dafür hatte ich den Ausländerbonus, was grad so wichtig war. ;-)

 

Aller Abschied fällt schwer. Manchen lieb gewordenen Leute werde ich vermutlich nicht wieder begegnen, jedoch freue ich mich auf das Wiedersehen mit der coolen Ufhuser Töffgang und den anderen von unserer Reisegruppe.

 

Die Fotos zu dem Amazonasabstecher findet ihr ganz oben unter der Brasilienflagge.

 

Bei der Rückreise nach Bogota hatte ich noch eine Nacht in dem Grenzort Leticia, wo ich mir zum Geburtstag ein Hotel gönnte. Der nette Gastgeber zeigte mir freundlicherweise mit seinem Motorrad das Dorf. Ich stellte fest, dass ich all diese "Sehenswürdigkeiten" bereits bei meiner komplizierten Hinreise gesehen hatte. ;-)

In Bogota hatte ich noch eine weitere Übernachtung, um mein deponiertes Gepäck im Hostel abzuholen. Danach ging es mit einer 11-stündigen Busfahrt nach Medellin. Hier verbrachte ich drei ruhige Tage und verzichtete auf Ausflüge in die Umgebung der Stadt. Medellin hat den Ruf, eine grosse Anzahl an schönsten Frauen zu haben. Da ich am Wochenende hier war, machte ich mich auf die Suche im riesigen Nachtleben der Stadt. Wie bereits beim Tauchen auf den Galapagos stoppte meine normale Atmung. Diesmal jedoch aus einem anderen Grund. Mit offenem Mund und voller Staunen fiel mir das normale Atmen schwer. So viele "herausgeputzte" Schönheiten zu sehen ist der Genuss jedes "normalen" Mannes. Am Samstag Abend traf ich denn per Zufall ein holländisches Paar, mit welchen ich bereits auf den Galapagos unterwegs war. Zusammen verbrachten wir die Nacht in dem "Pub Rock" bei genialer live Musik.

Den Wunsch, in Südamerika ein Fussballspiel zu besuchen, wurde Tatsache. Ich hatte das Glück, dass sich an diesem Wochenende das Stadtderby der höchsten kolumbianischen Liga anstand. Mit 45'000 Zuschauern und 90Min. Dauersupport von beiden Fanseiten, war dies ein riesen Erlebnis! Das fussballerische Niveau liess zwar zu wünschen übrig, aber immerhin war mit dem Resultat von 3-1 Tore zu sehen.

Morgen fliege ich nach Santa Marta, an die Nordküste von Kolumbien.

 

 

Lange Busfahrt in Kolumbien

07.02.20

Nachdem ich am Morgen noch den Aussichtspunkt Teleferico in Quito besucht habe, machte ich mich auf zum Busbahnhof. Die Busfahrt bis an die Grenze dauerte 6h. Von dem Grenzort Tulcan aus schloss ich mich drei anderen Individualreisenden an, um die Taxikosten an die Grenze und dann zu dem kolumbianischen Grenzdorf Ipiales zu teilen. Die drei wollten eigentlich gleich mit dem Nachtbus weiterreisen. Zu meiner Freude entschied sich eine supercoole Französin dann doch noch um und buchte eine Übernachtung im selben Hostel wie ich. So genossen wir zusammen einen gemütlichen und gesprächigen Abend. Am nächsten Morgen besuchten wir zusammen die schöne Kirche "Las Lajas Sanctuary" ein bisschen ausserhalb von Ipiales. Leider musste ich dann bereits weiter, denn ich hatte eine 24-stündige Busfahrt nach Bogota vor mir. Bisher konnte ich für Nachtbusfahrten immer einen Schlafbus buchen, jedoch gibt es diese scheinbar in Kolumbien nicht. Somit stand mir eine lange, anstrengende und kurvige Fahrt durch die Anden bevor. In der Grenzregion zu Ecuador wurden Reisebusse bis vor ein paar Jahren regelmässig von Guerillas überfallen und ausgeraubt. Seit das Militär die Untergrundkämpfer in den Osten verdrängt haben, ist eine Busfahrt nun auch in der Nacht gefahrenlos möglich.

Nach 10h machten wir einen Halt um die Beine auszutreten und das z'Nacht zu essen. Danach verkündete uns der Chauffeur, dass die Strasse gesperrt sei und wir zwei Optionen hätten. Entweder das Risiko auf uns zu nehmen und vermutlich mehrere Stunden bei dem gesperrten Bereich warten zu müssen oder die Strecke zu umfahren, was einen Umweg von 7h (!) bedeuten würde. Ich musste lachen und dachte mir, auf diese paar Stunden kommt es mir auch nicht drauf an. Schliesslich habe ich in den letzten drei Monaten bereits 320 Stunden in Bussen verbracht!

Die Passagiere entschieden sich dann für die erste Variante und wir hatten Glück. Nach 26h erreichten wir unser Ziel, Bogota. 

Am Nachmittag nach meiner Ankunft entspannte ich mich und plante meine Stadttour vom nächsten Tag. Die Hauptstadt Kolumbiens, welche sich auf 2'500mü.M. befindet, gilt als Fahrradstadt Südamerikas. Dies zurecht! Auf den gut ausgebauten Fahrradwegen sind sehr viele Leute mit dem Zweirad unterwegs. Mir hat die Stadt, welche sehr belebt ist, gut gefallen. Eine Mischung zwischen alten und modernen, neuen Bauten, gespickt mit zahlreichen grünen Parks, macht diese Andenstadt besuchenswert. Wie bereits in Ecuador, sind die Leute in Kolumbien sehr freundlich und hilfsbereit. Ich freue mich bereits jetzt schon, in knapp zwei Wochen hierher zurückzukommen.

 

 

Faszinierende Tierwelt und Schreckmomente auf den Galapagos-Inseln

02.02.2020

In Guayaquil, der grössten Stadt von Ecuador angekommen, wurde ich von einem ehemaligen Fussballkollegen am Busbahnhof abgeholt. Jorge ist vor 8 Jahren in sein Geburtsland zurückgekehrt, um seine Jugendliebe zu heiraten und kurz darauf durften sie sich auch Eltern von einem Sohn nennen. Nach drei Jahren in Ecuador wollte die Familie dann zurück in die Schweiz reisen. Da Jorge nicht in der Schweiz geboren wurde, hatte er "nur" eine C-Aufenhaltsbewilligung. Diese wird nach 2 Jahren im Ausland ungültig. Obwohl Jorge in der Schweiz aufgewachsen, zur Schule gegangen, die Ausbildung absolviert hat, perfekt Berndeutsch spricht, die Schweiz bestens kennt und auch bereits Jobangebote hätte, ist eine Rückkehr in sein eigentliches "Heimatland" nun ein Ding der Unmöglichkeit. Seine in der Schweiz wohnhafte Mutter hat mittlerweile den Schweizer Pass, doch dies nützt Jorges Familie auch nichts. Es lebe das System...

Während den drei Tagen wo ich bei Ihnen zu Besuch war, hatte sich Jorge freigenommen und den 6-jährigen Sohn zur Schule rausgenommen, um mir die Stadt mit all seinen Parks zu zeigen. Zuhause wurde ich jeweils lecker bekocht und durfte zahlreiche Verwandte von seiner Frau kennenlernen. Am Abend wird im Wohnquartier jeweils Fussball gespielt, so auch an jenem Abend, wo wir auch mitspielen konnten. Durch die monsunartigen Regenfälle verwandelte sich das Naturfeld zu einer regelrechten Schlammschlacht. Hui, hat das Spass gemacht!

 

Als Nächstes stand vermutlich das grösste Highlight dieser Reise auf dem Programm, der Besuch der Galapagos-Inseln. Die Vulkaninseln im Pazifischen Ozean sind durch eine äusserst artenreiche Tierwelt bekannt. Jedoch ist ein Besuch von diesem Naturschutzgebiet nicht ganz günstig. Nach einer ausführlichen Beratung vor Ort, entschied ich mich gegen eine Schiffstour und plante mit diversen Tagestouren meinen 10-tägigen Aufenthalt. Die leichten Zweifel ob sich der teure Aufenthalt lohnen wird, waren bereits am zweiten Tag weggeräumt. Bei einer Schnorcheltour besuchten wir zuerst eine Felsenküste mit Hunderten von Leguanen, danach ging die Bootstour zu der kleinen Insel Pinzon. Dort konnten wir bei zwei Schnorcheltouren mit Seelöwen, Haien, Schildkröten und vielen anderen Fischen schwimmen. Besonders mit den jungen Seelöwen zu spielen machte besonders Spass!

Da es an diesem Morgen noch regnete und der Himmel komplett bedeckt war, verzichtete ich mich auf Sonnencreme. Während den insgesamt 3h im Wasser hatte sich der Himmel dann geöffnet und die Sonne kam zum Vorschein. Im kühlen Nass merkte jedoch davon nicht viel. Am Abend im Hostel sah und spürte ich dann jedoch das Ergebnis. Mein Rücken und die Oberarme waren feurig rot. Die folgenden Tage heizte mir der Sonnenbrand ordentlich ein und schon nur das Eincremen von Après-Soleil schmerze fürchterlich. Tja, selber Schuld...

Trotzdem wollte ich mir das Tauchen nicht entgehen lassen und quälte mich drei Tage später in den Tauchanzug. Eine Tagestour mit zwei Tauchgängen beim Kickers Rock, einem Felsen auf offenem Meer vor der Küste der Insel San Cristobal stand auf dem Programm. Beim ersten Tauchgang begegneten wir bereits nach wenigen Minuten Galapagoshaien und Adlerrochen (kleine Art von Manta Rays). Leider musste ich immer wieder die beschlagene Taucherbrille mit Wasser füllen und mit Luft ausblasen. Dabei unterbricht man logischerweise den normalen Atemrhythmus. So wollte ich danach einen tiefen Atemzug nehmen, was jedoch durch die Atemausrüstung nicht möglich ist. Schnell fing ich an Panik zu kriegen und zu hyperventilieren. Schnell schwamm ich zu unserem Tauchguide, um ihn auf mein Problem aufmerksam zu machen und ihm mitzuteilen, dass ich schnellstmöglich an die Oberfläche gehen werde. Ich konnte mich eine Weile an ihm festhalten und es gelang ihm, mich zu beruhigen. Angespannt mit der Angst, dass die Panik wieder eintreten könnte, konnte ich den Tauchgang dann zusammen mit der Gruppe doch noch beenden. Zurück auf dem Boot war für mich klar, dass ich den zweiten Tauchgang auslassen werde. Nach einer fast zweistündigen Mittagspause nahm ich dann all meinen Mut zusammen und bereitete mich dennoch auf den zweiten Tauchgang vor. Es waren mehrere Gründe, welche mich zu dieser Entscheidung brachten. 1. hatten wir beim ersten Tauchgang noch keine Hammerhaie gesehen, 2. werde ich die Chance auf den Galapagos zu tauchen vermutlich nicht nochmals haben, 3. habe ich für diese Tour satte 180$ bezahlt und 4. würde ich vermutlich nach diesem Schockerlebnis nie mehr tauchen wollen.

Die Entscheidung sollte sich vorerst lohnen, denn bereits beim runtertauchen kriegen wir mehrere Hammerhaie zu Gesicht. Insgesamt sahen wir bei diesem Tauchgang ca. 15 Hammerhaie, mehrere Galapagoshaie, Weiss- und Schwarzspitzenhaie, Schildkröten, Adlerrochen, Seelöwen und viele kleiner Fische. An Bord hat mir unser Guide eine andere Tauchbrille gegeben, jedoch ohne Schnorchel dazu. Die Brille war dauernd klar und ich fühlte mich wohl. Durch die faszinierende Anzahl der grossen Meeresbewohner verbrauchte ich aber ausserordentlich viel Luft und mein Tankinhalt neigte sich bereits nach 20min. dem Ende zu (Normalerweise dauert ein Tauchgang ca.45min.). Da wir eine 7ner-Gruppe waren, liess uns der Guide einzeln an die Oberfläche um zurück zum Boot zu schwimmen. So konnten alle Taucher die maximal mögliche Dauer unter Wasser bleiben. An der Oberfläche, in der Mitte der Längsseite vom Felsen angekommen, war jedoch unser Schiff nirgens zu sehen. Mit der restlichen Luft konnte ich gerade noch die Tauchweste aufblasen. Bei sehr starkem Wellengang, ohne Luft im Tank und ohne Schnorchel, versuchte ich mich zum Ende des Felsens fortzubewegen. Dies schien mir ein Ding der Unmöglichkeit, da ich nur sehr langsam vorwärtskam und mich dabei verausgabte und viel Salzwasser schluckte. Leider blieben meine x-maligen Rufe an de Captain ungehört. Nach ca.25 Minuten tauchte die zweite Taucherin ca.100m von mir entfernt aus dem Wasser aus, dies beruhigte mich. Kurze Zeit später kam dann unser Schiff um den Felsen angefahren, endlich! Völlig erschöpft war ich einfach nur glücklich an Bord zu sein und mich zu erholen. Als die zweite Taucherin an Bord ankam, war sie sehr verwundert, dass ihre Kollegin noch nicht da war, denn diese sei 10min. vor ihr aufgetaucht. Somit machten wir uns auf die Suche nach ihr. Mit 15-20min. alleine an der Oberfläche hatte sie somit dasselbe durchgemacht wie ich. Obwohl uns die Bootscrew auf der anderen Seite des Felsens erwartete, finde ich diese Vorgehensweise äusserst fahrlässig. Die beiden Vorfälle hinterlassen ein fahler Beigeschmack von den sonst so atemberaubenden (wortwörtlich...) Tauchgängen.

Die weiteren Tage verliefen ohne weitere Panne und zusammen mit einer deutschen Reisekollegin genoss ich die Schönheit der Insel Isabela. Neben den einzigartigen Riesenschildkröten, war das morgendliche Schnorcheln ein geniales Erlebnis. Den Seelöwen hautnah beim Fische jagen zuzusehen und mit den graziösen Adlerrochen durchs Wasser zu schweben, rundeten den Galapagosbesuch perfekt ab!

Hier noch eine Auflistung der grösseren/besonderen Tiere, welche ich auf den Galapagos-Inseln gesehen habe:

Delfine, 3 Leguanarten, Blau- und Rotfusstölpel, Seelöwen, Pelikane, Pinguine, 4 Haiarten, Riesenlandschildkröten, Nazcatölpel, Flamingos, Fregattvogel, gefleckte Adlerrochen,

3 Meeresschildkrötearten, Mantarochen, Seepferdchen, Tiger-Schlangenaale, Stachelrochen.

 

Zur Zeit befinde ich mich in der ecuadorianischen Hauptstadt Quito. Die Busfahrt von Meereshöhe aus auf 3000mü.M. gefiel nicht all meinen Toilettenartikeln. Zum Glück habe ich diese jeweils in einem separaten Plastikbeutel.:-)

Nach den anstrengenden Tagen auf den Galapagos-Inseln, gönnte ich mir hier erst mal einen freien Tag und erholte mich 36h am Stück im Bett, beim Streamen von mehreren Fussballmatchs.

In den Hostelbetten der letzten paar Tage habe ich jeweils einige "Souvenirs" von meiner Haut hinterlassen.;-)

Quito ist schön in die Anden eingebettet und hat dementsprechend auch viele Aussichtspunkte. Jeden Sonntag ist die Altstadt für den motorisierten Verkehr gesperrt und zahlreiche Fahrradfahrer vergnügen sich in den Gassen der wunderschönen Altstadt mit vielen Kirchen und Museen.

 

Weiter geht meine Reise via Kolumbien nach Manaus in Brasilien, wo ich den Amazonas besuchen werde.

 

 

Abwechslungsreiches Peru

24.01.20

In Peru erreichte ich als ersten Ort Cusco. Wie so viele südamerikanische Orte, ist auch diese Stadt von Bergen eingekesselt. Cusco ist der Ausgangspunkt zu dem berühmten Machu Picchu und auch um von Peru nach Bolivien zu gelangen. Somit wird ziemlich jeder Südamerika-Reisende in dieser schönen Stadt vorbeikommen. Neben den vielen Aussichtspunkten auf die Häusermassen, ist vor allem das Zentrum um den Plaza des Armas sehr sehenswert. Hier kommt man sich vor, als wäre man in Thailand, an jeder Ecke werden Massagen und Touren angeboten. Mit einem freundlichen "no, gracias" lassen Sie einem dann aber in Ruhe.

Nun ging es zu einem weiteren Highlight dieser Reise, zu den Inkaruinen auf dem Machu Picchu.

Zum Glück hatte ich mich im Vorfeld intensiv mit den Möglichkeiten, wie man zum Machu Picchu kommt, beschäftigt. Die meisten Backpacker nehmen den günstigsten Weg, dieser ist aber äusserst anstrengend. Über Stock und Stein dauert die zum Teil sehr gefährliche Bus-/Minibusfahrt 7h, danach steht noch ein 2-stündiger Fussmarsch mit all dem Gepäck an, bis zum Dorf Aguas Calientes, welches am Fusse des Machu Picchu liegt. Somit habe ich mich für die etwas teurere Variante mit Bus (1,5h) und Bahn (1,5h) entschieden.

Die Anzahl der Besucher der Ruinen ist auf täglich 2500 Personen beschränkt und ebenfalls für auf die beiden Gipfel, Berg Wayne (400P./Tag) und Berg Machu Picchu (800P./Tag).

Ich konnte mir kurzfristig ein Ticket für den Berg Machu Picchu ergattern.

Da die Wetterprognosen für den ganzen Januar sehr bewölkt und regnerisch waren, erhoffte ich mir wenigstens, dass die Wolken nicht die ganze Ruinenstätte einhüllen werden.

Morgens um 5.00 ging es los. Für 12.-SFr. kann man mit dem Shuttlebus bis zum Eingang der Ruinen hochfahren. Für viele Budgetreisenden ist dies zu teuer und deshalb stehen sie noch eine Stunde früher auf, um den sehr steilen Aufstieg zu Fuss zu meistern. Völlig ausser Atem kommen diese dann zur selben Zeit beim Eingang an, wie die gut gelaunten Besucher mit dem Bus. Da ist der Neid spürbar und gut sichtbar in den Gesichtern der schwitzenden Frühaufsteher. 

Die Energie, welche ich gespart habe, brauchte ich dann um die 2670 Treppen bis auf den Gipfel zu bewältigen. Als favorisierter Bergfloh nahm ich "das Rennen" als Leader in Angriff. Die meisten Besucher hatte ich durch mein hohes Tempo bereits früh abgehängt. Nur 3 Jungs aus Frankreich konnten meine Kadenz mithalten und überholten mich ca. in der Mitte vom Aufstieg. Zwei von ihnen konnte ich später wieder überholen und Erreichte so völlig verschwitzt als Tageszeiten den Gipfel.

Zum Glück macht das Wetter nicht derselbe, wie der wo die Wettervorhersagen macht. Dank einem grösstenteils sonnigen Tag, war die Sicht auf die übrig gebliebenen "Steinhaufen" der Inkas perfekt sichtbar. Mit den zahlreich weidenden Lamas machte dies den Tag perfekt.

 

Als Nächstes war mein Ziel, die türkisfarbenen Naturpools in der Nähe von Ayacucho zu besuchen. Jedoch war ich nach der schlaflosen, kurvigen Nachtbusfahrt dermassen kaputt, dass ich auf diesen Tagesausflug (pro Weg 3,5h Busfahrt) verzichtete und mich erholte. Zudem habe es die letzten Tage viel geregnet und die Farbe der Pools wären zur Zeit eh nicht sehenswert gewesen.

Hier könnt ihr die Strecke betrachten: Cusco-Ayacucho

Bei einer superfreundlichen Gastgeberin gönnte ich mir ein Einzelzimmer und erholte mich sehr schnell, dass ich zwei Tage später mit einer weiteren Nachtbusfahrt nach Huacachina weiterreiste.

Huacachina ist eine Wüstenoase, nur 3km von der Stadt Ica entfernt. Mit Sandboarden, Quad fahren, Dünen besteigen und einer Buggytour, verbrachte ich zwei geniale Tage mit grossem Spassfaktor hier!

Besonders bei der Buggytour bleibt einem der Atem des öfteren stehen. Die Fahrer geniessen die Rennfahrt über die Sanddünen, welche einer Achterbahnfahrt gleichkommt.

 

Einen weiteren Stopp machte ich in an der Pazifikküste in Paracas. Von dort aus machte ich zwei Halbtagestouren. Am Morgen ging es mit dem Schnellboot zu der Insel Ballestas, welche als Galapagos von Peru gilt. In der Tat war diese Insel mit Tausenden von Vögeln, Seelöwen und ein paar Pinguine, seh eindrücklich.

Am Nachmittag ging es dann mit dem Bus in den trockenen Paracas Nationalpark. Auch dieser ist mit den spektakulären Küsten und Stränden ein Besuch wert.

Trotzt des enormen Massentourismus, störte ich mich daran nicht all zu sehr, denn die beiden Touren kosteten zusammen nur 15.-Sfr.!

 

Die Hauptstadt Lima, welche ebenfalls an der Küste liegt, hat mir entgegen den Berichten im Internet, sehr gut gefallen.

Nun war die Hälfte meiner 5-monatigen Südamerikareise erreicht. In dieser Zeit habe ich bereits mehrere 1000km hinter mich gelegt und war ganze 269h mit dem Bus unterwegs. Nun war es Zeit für eine kurze Reisepause. Diese machte ich am Strand, bzw. mehrheitlich am Pool vom Wild Rover Hostel in Mancora. 3 Tage nichts machen, ausser tags durch am Pool Sonnenbaden und in der Nacht Party feiern, dies tat gut.

 

Peru fand ich ein sehr abwechslungsreiches Land mit einer netten Bevölkerung. In diesem Land könnte man noch viele Wochen länger verbringen und hätte vermutlich immer noch nicht alles gesehen. Für eine Südamerikareise gehört dieses Land definitiv zum Pflichtprogramm.

 

Weiter geht es für mich nach Ecuador, wo ich auch die Galapagosinseln besuchen werde.

 

 

Bolivien, ein armes Land mit schönen Landschaften

02.01.20

Vor zwei Monaten wäre eine Reise durch Bolivien, wegen den politischen Unruhen mit Protesten, Strassen- und Ausgangssperren, einiges schwieriger gewesen. Zur Zeit ist die Lage ruhig. Gegen den sich im Ausland befindenden, abgesetzten Ex-Präsidenten Evo Morales wurde Strafbefehl erlassen (Rebellion, Terrorismus und Finanzierung von Terrorismus) und Neuwahlen sind für diesen Mai geplant.

Meine Bolivienreise starte ich mit einer 3-tägigen Jeeptour von der chilenisch-bolivischen Grenze bis nach Uyuni. Unser 65-jähriger Fahrer und Reiseführer meisterte die Aufgabe, stundenlang über steinige Feldwege zu fahren, bravourös. Unsere junge 6-köpfige Reisegruppe (Holland, USA, Brasilien, Australien und Schweiz) war überaus gesprächig und hatte viel Spass. Die drei Tagesfahrten waren gespickt mit vielen Naturhighlights wie Seen, Flamingos, Gesteinsformationen, Schluchten, endlose Steppenlandschaften, Geysire, heisse Quellen, Lamas, Vicuñas und zum Schluss als Höhepunkt, die weltweit grösste Salzebene, Salar de Uyuni. Am eindrücklichsten fand ich die grosse Anzahl Flamingos, welche sich in all diesen Seen aufhielten. Von den 6 möglichen Arten, leben 3 davon in Südamerika. Die rosafarbigen Federn erhalten sie durch ihre Nahrung (Krebse, Algen und Plankton). Der 60km2 grosse Coloradasee, auch roter See genannt, hat eine maximale Tiefe von 1,5m und ist komplett rot/pink durch die hohe Anzahl an Algen und Mineralien. Auf diesem See befinden sich Tausende, wenn nicht sogar Zehntausende von schön rosafarbenen Flamingos. Eindrücklich!

Pünktlich zum Sonnenaufgang erreichten wir Salar de Uyuni. Den besten Ausblick auf die riesige Salzebene, welche sich bis zum Horizont hinzieht, hat man von der spektakulären Kaktusinsel aus.

In dieser Region werden die Häuser und die Möbel auch fast ausschliesslich aus Salzblöcken gebaut, dies sieht fantastisch aus.

In Uyuni angekommen, besuchten wir noch den Eisenbahnfriedhof, welches nichts anderes ist, als ein verrosteter Haufen alter englischer Züge.

Im Reiseführer stand, dass viele Leute von dieser Tour begeistert sind, jedoch es jede 5.Person als die Horrorreise ihres Lebens bezeichnen. Dies kann ich durchaus nachvollziehen. Die holpernden Wege über Stock und Stein, im unbequemen Jeep, beanspruchen den Körper sehr. Zum Glück war ich mir solche Fahrten gewöhnt und körperliche Schmerzen hatte ich auch nicht.

Trotzdem war ich körperlich und auch mental Müde (viele neue Eindrücke, der katastrophale Musikgeschmack und das dauernde Gelaber der Mitreisenden) nach dieser Reise, und dennoch nahm ich gleich nach unserer Ankunft in Uyuni den nächsten Bus (4h) nach Potosi.

Nach drei Tagen ausserhalb der Zivilisation, abgesehen von ein paar kleineren Bergsiedlungen, lernte ich nun die kulturellen Seiten von Bolivien kennen.

Im Bus war ich der einzige Ausländer, dies gefiel mir schon mal sehr gut. Kinder, welche neben der Strasse am Spielen waren, winkten mir mit einem Lächeln zu und auch die Frauen schenkten mir jeweils ein Lachen. So schnell kann es gehen, dass das Reisefieber und die Fröhlichkeit wieder da ist. Nun war ich endlich nicht mehr Tourist, sondern wieder ein Reisender.

Die silberne Stadt Potosi war einst eine der reichsten Orte von ganz Südamerika. Von den zahlreichen Silberminen, welche diesen Luxus brachten, ist nur noch ein kleiner Teil in Betrieb und die Stadt verliert zunehmend an Glanz. Auf den Besuch der Mienen verzichtete ich, da es nicht gerade nett ist, Menschen unter unwürdigen Arbeitsbedingungen, bei der täglichen Arbeit zuzuschauen.

4h Busfahrt weiter, erreichte ich die "unbekannte" Hauptstadt Boliviens, Sucre. Die weisse Stadt, wie Sucre auch genannt wird, ist nur die 5.grösste Stadt von Bolivien, aber gilt dennoch als Hauptstadt. Der Regierungssitz befindet sich in der wesentlich bekannteren Stadt La Paz. Dies ist mit 3600müM. somit auch der höchstgelegene Regierungssitz der Welt. Ach ja, übrigens ist auch La Paz nicht die grösste Stadt Boliviens, sonder Santa Cruz. Mir hat Sucre ganz gut gefallen, jedoch sind die zahlreichen schönen Gebäude, in den eng verwinkelten Strassen und Häuser, schwierig zu fotografieren .

Da ein Besuch in La Paz scheinbar nicht besonders lohnenswert ist und die Kriminalität sehr hoch, war mein nächstes Ziel Copacabana am Titicacasee. Nach 18h Busfahrt erreichte ich diesen malerischen Küstenort am Nachmittag vom 31.12.. Sehr müde versuchte ich bis Mitternacht durchzuhalten und gönnte mir zum Zeitüberbrücken ein leckeres Nachtessen. Der geplanten Strassenparty machte dann jedoch der um 22.00 beginnende starke Regen einen Strich durch die Rechnung. Ein guter Grund für mich, den Jahreswechsel schlafend zu verbringen. Um 24.00 wurde ich jedoch durch die massiven Feuerwerke aus dem Schlaf gerissen. Ganz zu meiner Freude hat hier der "Greta"-Effekt noch nicht stattgefunden.:-)

Der Regen prägte auch das Neujahr. Da dies in meinen zwei Monaten hier in Südamerika die ersten Regenfälle waren, darf ich mich definitiv nicht beklagen. Im Laufe des Nachmittags stoppte der Regen und der Himmel öffnete sich sogar ein wenig. Somit konnte ich doch noch den angrenzenden Hügel erklimmen, um eine schöne Aussicht auf Copacabana und den Titicacasee zu geniessen. Wie schon seit einer Woche, befinde ich mich immernoch auf einer Höhe von 4000 Höhenmeter. Somit war der sehr steile Aufstieg ein richtiger Kampf mit dem Atmen. Die Strapazen haben sich aber gelohnt, die Aussicht war fantastisch. Dieser Weg ist als Kreuzweg Jesus ausgeschildert und dient scheinbar am Neujahrstag für die Einheimischen als Pilgerstätte, um mit diversen Ritualen den verstorbenen zu gedenken. Unter den zahlreichen Leuten war ich einmal mehr der einzige Weisse. Da die indigenen Leute hier in Bolivien sehr freundlich sind, fühlte ich mich in diesem Land aber stets willkommen.

 

In Bolivien ist fast alles anders als wir es uns in der "westlichen" Welt gewöhnt sind.

Schweine auf der Strasse, überall Marktstände, viele alte Fahrzeuge, sehr viele bettelnde obdachlose Leute, überall Abfall und Gestank.

Trotz des hohen Rohstoffvorkommens kommt Bolivien seit Jahren nicht aus der Armutsspirale heraus. Da wartet ein grosses Stück Arbeit auf den neuen Präsidenten.

Neben Venezuela sind die Preise hier am günstigsten von ganz Südamerika (z.B. 30min. Taxifahrt für 70Rp.), dies ist das Positive für Reisende.:-)

 

Mit dem Nachtbus werde ich diese Nacht nach Peru weiterreisen.

 

 

Wein, farbige Berge und die Wüste Atacama

29.12.19

In Mendoza dreht sich fast alles nur um Wein. Kein Wunder, denn in dieser Region wird 75% des argentinischen Traubensafts hergestellt. Bei schönstem Sommerwetter machte ich somit die obligate "Bike and Wine Tour". Morgens um 10.00 ging es los und um 17.00 musste man das Fahrrad wieder zurückgeben. 7h um gemütlich mehrere Wein"berge" (das Gebiet ist sehr flach) zu besuchen. Bei herrlicher Aussicht auf die Weinfelder, konnte man zu sehr günstigen Preisen diverse leckere Tropfen Wein degustieren und sich dazu mit anderen Reisenden über die Südamerikareisepläne unterhalten.

Zum Abschluss gab es beim Fahrradverleih noch bis 18.00 eine Happy Hour, was soviel hiess, wie gratis Wein à discretion...

Zum Nachtessen wurde ich in einem anderen Hostel zu einer Grillparty mit noch mehr Wein eingeladen. Nach diesem schönen und intensiven Tag/Nacht, war ich froh, dass mein Nachtbus nach Salta erst am Abend losfuhr.

Im Norden von Argentinien angekommen, wollte ich die wunderbare Natur um Salta herum besuchen. Da die Miete für ein Motorrad teurer war als für ein Auto, war ich dann für zwei Tage auf 4-Rädern unterwegs. Mit Schrecken merkte ich jedoch bei der Mietstation, dass ich meinen Führerausweis in der Schweiz vergessen hatte. Zum Glück akzeptierte der Vermieter, wie auch die Polizei bei den zahlreichen Kontrollen, eine Kopie vom Ausweis.

Juhui, wieder einmal Autofahren und dies auf dem Land wo es, zumindest für mich, kein Tempolimit gab. Am meisten Spass machten mir die 3 Stunden Fahrt auf einem Kiesweg. Gemäss dem Vermieter würde man für diese Strecke das Doppelte, sprich 6h benötigen. :-)

Die Gegenden in diesen zwei Tagen waren absolut der Hammer! Die Felsen haben alle möglichen Farben, Formen und Gesteinsarten. Ich kam mir vor, als würde ich in kurzer Zeit mehrere bekannte Nationalparks in der USA bereisen.

Die Rückgabe des Fahrzeuges war dann ein wenig mühsam. Trotzt dreimaligem Anrufen an den Vermieter, wurde ich immer wieder vertröstet, dass gleich jemand kommen würde. Nach 3h (!) warten, wurde mir die Sache zu bunt. Im gegenüberliegenden Hostel gab ich den Schlüssel ab und informierte den Vermieter darüber. Er war zum Glück einverstanden und entschuldigte sich.

 

Nun ging die Reise mit dem Bus zurück nach Chile, genauer gesagt nach San Pedro de Atacama.

Diese Fahrt über die Anden bot wiederum zahlreiche Naturschönheiten. Einen ersten Eindruck von einem Salzsee konnte ich kurz vor der chilenischen Grenze beim "Salinas Grande" bestaunen.

San Pedro de Atacama liegt am östlichen Ende der Atacamawüste, welche als trockenste Wüste der Welt gilt. Dies gilt jedoch nicht für den Teil um diese Kleinstadt herum. Mit grünen Buschlandschaften, Geysiren und vielen Seen ist diese Gegend alles andere als öde.

Mit dem Begriff Wüste hatte ich immer viel Sand in Verbindung gebracht. Nun habe ich jedoch gelernt, dass Sandwüsten nur EINE Art von Wüsten sind. Neben Eiswüsten (z.B. Antarktis), Salzwüsten (z.B. Salar de Uyuni in Bolivien), ist die häufigste Art die Steinwüste. Die Atacama gehört zu dieser Sorte. Mit 4 gebuchten Touren besuchte ich die facettenreiche Gegend. Faszinierende Geysire, schöne Lagunen und ein nicht von dieser Welt stammendem Mondtal. Eindrücklich war das Schwimmen in einer Salzlagune. Ohne sich zu bewegen, schwimmt, oder besser gesagt, liegt man dort entspannt auf der Wasseroberfläche.

In den endlosen Steppenlandschaften sieht man viele Vicuñas, Lamas und ab und zu auch ein Nandu (kleiner Strauss). In Südamerika gibt es 4 verschiedene "Kamelarten". Die Vicuñas und die Guanakos leben in freier Wildbahn und sind geschützt, die Alpakas und die Lamas werden als Nutztiere gehalten und haben somit immer einen menschlichen Besitzer.

Nun nach 7 Wochen in Argentinien und Chile ist es Zeit, ein neues Land zu besuchen. Den Bericht von Bolivien gibt es bereits in ein paar wenigen Tagen.

 

Meine Beobachtungen in Argentinien und Chile:

- ALLE Leute in Argentinien sind tätowiert.

- Geldabheben ist in Argentinien ein grosses Problem. Wegen der hohen Inflationsrate von 50,5% (!), wurde der Bargeldbezug auf 80.- begrenzt. Dazu kommt für Ausländer eine Gebühr von 11.-! Zum Glück hatte ich noch 250$ dabei, welche ich zum jeweiligen Tageskurs wechseln konnte.

Die Warteschlangen vor den Bankomaten ist zum Teil sehr lang. Am längsten war die Schlange mit 75 Personen in Salta.

- Fleisch ist in beiden Ländern das Hauptnahrungsmittel. Meines waren jedoch die Empanadas (gefüllte Teigtaschen).

- Argentinien hat mit vielen lokalen Brauereien eine hervorragende Bierkultur.

- In Chile hält der Verkehr für Fussgänger an, in Argentinien nicht.

- Chilenisch und argentinisch ist nicht die spanische Sprache aus dem Lehrbuch.

- Die meisten Argentinier stammen aus Europa, dies sieht man deutlich und fällt als Tourist deshalb auch nicht auf.

- In Argentinien werden von den zahlreichen Polizeikontrollen auch die Reisebusse nicht verschont.

- Beide Länder sind einfach zu bereisen. Gut organisiertes Transportsystem und viele preiswerte Unterkünfte.

 

Natur und Grossstadt in Chile

15.12.19

Pucón rückte in mein Reiseprogramm, da Katja, eine Arbeitskollegin von meinem Sommerjob auf der Insel Lützelau, für ein paar Monate in diesem Ort am Arbeiten ist. Pucón ist die Feriendestination Nr.1 für die Chilenen. Das Klima am Fusse der Anden ist wesentlich angenehmer als zum Beispiel in der Hauptstadt von Santiago de Chile. Mir gefiel diese kleine herausgeputzte Kleinstadt, welche direkt an einem See und am Vulkan Villarrica gelegen ist, sehr gut. Die kurzen Distanzen zu den angrenzenden Nationalparks sind perfekt um Tagesausflüge zu unternehmen. Katja konnte zwei Tage frei nehmen, um mir die Gegend zu zeigen. Am 2.Tag machten wir eine Wanderung auf den Gipfel vom El Cañi Nationalpark. Die 1200 Höhenmeter hatten es ganz schön in sich. Da war ich froh, konnte ich in den vorherigen Wochen bereits etwas trainieren. Der 360°-Ausblick vom Gipfel ist gigantisch. Unter anderem sieht man 4 Vulkane und diverse Seen.

Das Wetter meinte es in diesen Tagen auch sehr gut mit uns und der Gipfel vom Villarrica-Vulkan war auch wolkenlos, was nicht gerade üblich ist.

In meiner Unterkunft organisierte der Vermieter am Abend eine Grillparty. Fleischstücke in der Grösse von einem Rugbyball, fantastisch! Bei so viel Fleisch braucht es scheinbar auch keine Beilagen, ausser bei den Würsten, die werden in kleine Brote eingeklemmt.

 

Bereits hier durfte ich mehrmals die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Chilenen geniessen.

In Argentinien hatte ich des Öfteren das Gefühl, dass die Leute nicht glücklich sind und u.a. viele Arbeiter im Gastgewerbe keine Freude an ihrem Job haben.

Die Begegnungen mit Menschen ist jeweils etwas vom wichtigsten auf meinen Reisen, deshalb ist es eine Wohltat, in einem Land mit lebensfrohen Leuten zu sein.

 

Bevor ich die Reise in die 7 Mio. Metropole Santiago de Chile antrat, recherchierte ich intensiv über die möglichen Gefahren bei der momentanen politischen Lage (siehe Bericht vom 12.12.). Da eine Gefahr für Touristen nicht ernsthaft besteht, buchte ich im grössten Hostel (300 Betten) von ganz Südamerika. Ein Fussballkollege gab mir den Kontakt von einem Mitarbeiter in diesem Hostel.

Wie bereits in Pucón, bleiben aber die Touristen dieses Jahr auch hier aus. Die medialen Berichterstattungen zeigen ihre Wirkung...

Leicht angespannt was mich hier erwarten würde, erreichte ich das Hostel. Die Proteste finden jeweils beim 5 Gehminuten entfernte Plaza Italia statt und weiten sich in die angrenzenden Strassen aus.

Am Tag nach meiner Ankunft machte ich einen Tagesausflug in die 2 Fahrstunden entfernte Küstenstadt Valparaíso. Diese, in die Jahre gekommene Stadt, ist bekannt für seine farbigen Häuser und die vielen künstlerischen Graffitis. Auch hier sind die Spuren der Demonstrationen deutlich zu sehen und zu spüren. Wenn es windstill ist, bleibt das Tränengas jeweils über Stunden in den Gassen hängen, was etwas unangenehm ist, da dies nicht sichtbar ist und man somit ab und zu nichts ahnend in eine Gaswolke rein läuft.

Nach einem Ruhetag im Hostel besuchte ich dann in der chilenischen Hauptstadt die schönen Parks und den Aussichtspunkt auf dem Hügel San Cristobal. Am Abend war ich dann bei einer Kollegin von meinem Arbeitskollegen Tobi, in einer Villa am äusseren Stadtende zum schwimmen im Pool eingeladen.

Die aktuellen Geschehnisse von der wohlhabenden Seite betrachtet zu hören, war sehr interessant.

Beim Eindunkeln machte ich mich mit der Metro auf, zu meinem Hostel. Leider hielte die Metro nicht an "meiner" Station, sondern fuhr, wegen den Demonstrationen, 5 (!) Stationen weiter, ohne anzuhalten. Dies war zu meinem Glück, denn so konnte ich Teil von einer riesigen Strassenparty mit Zehntausenden von Leuten sein. An diesem Freitagabend spielten diverse national bekannte Bands.

Bei einer ausgesprochen friedlichen Stimmung wurde musiziert, getanzt, gesungen und Feuerwerk gezündet. Dies veranlasste mich meine geplante Weiterreise vom Samstagmorgen auf den Montag zu verschieben, um das Wochenende noch hier zu verbringen. Leider waren am Samstag und Sonntag keine grösseren Veranstaltungen/Demonstrationen mehr geplant. Dafür genoss ich umso mehr das Nachtleben in den zahlreichen Bars und Clubs.

Der Besuch von Santiago und das Miterleben der geschichtsträchtigen Revolution von Chile war eindrücklich.

Nun geht es morgen zurück nach Argentinien, genauer gesagt in die Weinregion von Mendoza.

Die Lunge und die Augen werden mir dankbar sein, nach 6 Tagen inmitten von Tränengas, wieder etwas frische Luft zu erhalten.

 

Chile, ein Land in Aufruhr | Spezialbericht

12.12.19

Wie die meisten von Euch aus den Medien mitbekommen haben, herrschen in mehreren südamerikanischen Länder zum Teil heftige Unruhen. Eines davon ist Chile, wo ich mich zur Zeit gerade befinde.

Ich möchte ich Euch kurz informieren, um was es dem Volk geht und was hier gerade los ist.

 

Der Auslöser für den Volksaufstand war die Metropreiserhöhung von 30 Peso (4 Rp.) in der Hauptstadt Santiago de Chile am 18.Oktober. Die moderate Preiserhöhung selber ist nicht das Problem, aber es hat die angestaute Wut der Bevölkerung zur Explosion gebracht.

Die tiefen Löhne (über 50% der Bevölkerung verdient weniger als 550.-SFr./Monat) und die tiefen Altersrenten (Mindestrente 120.-SFr./Monat) stehen in keinem Verhältnis zu den teuren Alltagskosten.

Speziell im Fokus stehen die teuren Strompreise, Bildungs- und Gesundheitskosten.

Das Volk fordert einen kompletten Systemwechsel und damit eine Verfassungsrevision.

Die momentane Verfassung ist immer noch bestehend, von der Regierungszeit (1976-1990) vom Diktator Augusto Pinochet.

Die Wut auf die Regierung ist spürbar gross. Seit dem 18.10. wird landesweit täglich, grösstenteils friedlich, demonstriert. Jedoch finden auch vermehrt Plünderungen, Vandalismus, Brandstiftungen und Strassenschlachten mit der Polizei statt.

Präsident Piñera hatte kurzfristig den Ausnahmezustand ausgerufen, um das Militär zur Unterstützung der Polizei auf die Strasse zu beordern. Diese Massnahme löste aber eine noch grössere Entrüstung der Bevölkerung aus, worauf Piñera sich entschuldigte und die Armee wieder abziehen liess.

Neben dem Zurücknehmen der Metropreiserhöhung, hat Piñera auch eine Teilrevision der Verfassung versprochen. Dies ist dem Volk jedoch nicht genug, eine komplette Systemänderung wird gefordert.

 

Obwohl sich mein Hostel mitten im Zentrum befindet und somit auch mitten im Krisenherd, fühle ich mich hier sicher. Während der Woche beginnen die Proteste jeweils am späten Nachmittag und dauern bis in die Nacht hinein an. Am Wochenende sind dann jeweils wieder grössere Proteste tagsdurch angesagt. Neben den organisierten Protestmärschen, finden sich auch jeden Tag Tausende (meist Jugendliche) ein, um mit der Polizei "Katz und Maus" zu spielen. Mit brennenden Strassenbarrikaden, Farbwurfgeschossen und Steinen (meistens Pflastersteine), gehen die Demonstranten gegen die Polizei und deren Fahrzeuge vor. Die Polizei wehrt sich mit Wasserwerfern (chemieangereichertes Wasser), Tränengas und Gummischrotgewehren. Zu einer Prügelei oder den Einsatz von scharfer Munition kommt es eigentlich nie. Trotzdem wurden bisher rund 3'500 Personen verletzt, rund 300 davon verloren ihr Augenlicht und 23 Personen wurden getötet.

Die brutale Vorgehensweise der Polizei, wird im Lande stark verurteilt.

Die massiven Sachbeschädigungen belaufen sich bereits jetzt in die Miliardenhöhe!

Hier in Santiago weisen z.B. 118 der 136 Metrostationen Schäden auf, 13 davon wurden vorübergehend geschlossen.

 

Um mich braucht ihr Euch aber keine Sorgen zu machen! In gesichertem Abstand wohnte ich die letzten drei Abenden den Geschehnissen bei. Obwohl das Ganze zum Teil sehr hektisch zu und her geht, muss man sich schon in der Nähe von einem Polizeifahrzeug aufhalten (Steingeschosse) oder sich in der ersten Reihe der Schlacht befinden, um ernsthaft in Gefahr zu geraten.

Auf den Strassen wird jeweils zu Musik getanzt und zahlreiche mobile Essens- und Getränkeverkäufer sorgen für das Wohl der Aufständischen.

Auch mit der freiwilligen Verkehrsregelung verdienen Leute in dieser Zeit ein bisschen Trinkgeld.

 

Für detailliertere Informationen zu den Geschehnissen hier in Chile, empfehle ich Euch, folgende Berichte zu lesen bzw. zu hören:

 

Wikipedia, Proteste in Chile 2019

 

SRF, Anhaltende Proteste in Chile

 

SRF, Chile: Es geht nicht um 30 Pesos. Es geht um die letzten 30 Jahre

 

 

 

Feuerland und Patagonien

10.12.19

Von Ushuaia hatte ich nicht grosse Erwartungen und dennoch wollte ich die südlichste Stadt der Welt und das Feuerland besuchen. Am Flughafen angekommen genoss ich die frische und saubere Luft, deshalb ging ich die 5km bis zum Hotel singend und tanzend zu Fuss. Das Gefühl, in diesem speziellen Gebiet der Erde zu sein, beflügelte mich. Somit beschloss ich, am nächsten Tag die Wanderung bis in die Schneeberge vom Martial Gebirge direkt vom Meer unten zu starten. Die 8km bis zum Parkeintritt waren nur das Einlaufen, danach "musste" ich meinen untrainierten Körper, den steilen Weg hinauf, auf den Berg befördern. Am meisten Spass machte mir das Durchqueren der Schneefelder und auf dem Rückweg, das Runterrutschen auf meiner Jacke (siehe Foto).

Obwohl das Wetter während meinem Aufenthalt in Ushuaia durchzogen war, besuchte ich am nächsten Tag den Feuerland Nationalpark. Mit mehreren kurzen und flachen Wanderungen genoss ich die Ruhe der Natur. Am Abend zeigte sich der blaue Himmel bei schönem Sonnenschein. Da die Tage hier von 5.00-22.00 sehr lange sind, verbrachte ich die letzten paar Stunden am Hafen und amüsierte mich ab der Show, von einem Seelöwen im Hafenbecken.

Mein Fazit zu "dem Ende der Welt": Kann man gesehen haben, muss man aber nicht.

 

Weiter ging meine Reise in die Anden nach El Calafate. Nachdem die stundenlangen Busfahrten im Norden von Buenos Aires geprägt waren von Kautschukwäldern, südlich von Buenos Aires mit Rinderfarmen, war diese Fahrt die bisher interessanteste. In die zum Teil hügelige und sehr grüne Landschaft mit unzähligen Schafen, gesellten sich viele Füchse, Nandus, Guanakos und Flamingos dazu.

El Calafate ist Ausgangspunkt zu dem grossen Perito Moreno Gletscher. Dies ist einer der wenigen Gletscher weltweit, welcher stetig am Wachsen ist. Die Besucherplattformen und Wege sind Nahe an dem Gletscher gebaut und man kriegt so einen guten Überblick und Eindruck von den gewaltigen Eismassen. Tagsdurch lösen sich immer wieder grössere Eisstücke, welche mit einem lauten Gedonner in den See platschen.

Auf die nächst Destination El Chaltén freute ich mich besonders. Viele andere Reisende erzählten mir von diesem schönen Dorf in den Bergen mit guten Wandermöglichkeiten.

Das schöne Wetter war für einen Tag wieder zurück, was ich dann auch so richtig auskostete. Am bekanntesten ist die Tageswanderung (20km, 9h) zu den 3-Seen am Fusse des Fitz Roy Gebirges. 

Dies war dann auch mein primäres Ziel. Der Schlussaufstieg hatte es ganz schön in sich. Auf dem letzten Kilometer musste eine Höhendifferenz von 400m zurückgelegt werden! Völlig erschöpft, aber staunend von dem Panorama, erreichte ich das Ziel bereits vor dem Mittag. Bei dem Abstieg konnte ich über die erschöpften Touristen lächeln, welche mir "schnopsend" den Berg entlang kamen.

Da ich mich körperlich noch fit fand und zeitlich gut drin war, entschloss ich mich, mittels einem 8km langen Verbindungsweg entlang von zwei Seen, noch eine zweite Tageswanderung anzuhängen. Das Ziel am Fusse des Cerro Torre Gebirges, erreichte ich noch relativ frisch und lächelnd. Ab der Mitte vom 10km lange Rückweg ins Dorf, waren dann die Strapazen deutlich zu spüren. Obwohl ich den Muskelkater die weiteren 5 Tage noch ertragen durfte, werde ich diese wunderschöne Wanderung (34km, 11h) noch lange in positiver Erinnerung behalten!

Auf der 24-stündigen Busfahrt nach Bariloche konnten sich meine Beine zumindest ein wenig erholen. Bariloche wird oft auch als die Schweiz von Argentinien bezeichnet. Dies mit gutem Grund!

Berge, Seen und grüne Landschaften tragen das wesentliche dazu bei. Schokolade, Fondue, Bernhardiner und eine kleine Schweizer Kolonie, verstärken das Heimwehgefühl noch zusätzlich.

Um meinem Körper noch einen weiteren Ruhetag zu gönnen, wollte ich einen Aussichtspunkt auf dem Campanario-Berg mittels einer Sesselbahn besuchen. Leider war diese Bahn für vier Tage wegen Revisionsarbeiten ausser Betrieb. Somit musste ich mir die fantastische 360°-Aussicht, mit dem steilen Aufstieg zu Fuss, verdienen. Am zweiten Tag machte ich zusammen mit meinem deutschen Zimmerkollegen eine 35km lange Fahrradtour entlang der Seen und zu der Schweizer Kolonie. Es wurde mir einmal mehr bewusst, dass ich nie ein begeisterter Fahrradfahrer werden würde.

Nach einem Monat in Argentinien war mein nächstes Ziel Pucon in Chile. Eine direkte Busverbindung von Bariloche nach Pucon gibt es leider nicht, deshalb musste ich eine Zwischennacht in San Martin de los Andes einplanen. Da die kurze Busfahrt (3h) dorthin bereits ausgebucht war, hätte ich 3,5h am Busbahnhof auf die nächste Fahrt warten müssen. Um die Wartezeit zu verkürzen, reiste ich eine Stunde später in das nächste Dorf, Villa la Angostura. Bevor ich dieses Dorf besuchte, wollte ich noch das Busticket für die Weiterfahrt kaufen. Leider war mittlerweile dieser Bus auch bereits ausgebucht. Der 3. und letzte Bus an diesem Tag fuhr 10h später... Mangelns Optionen kaufte ich mir das Ticket und erkundigte mich, was ich in dieser Zeit in diesem Dorf machen könnte. Zu Fuss besuchte ich dann die Strände an dem See und unternahm eine Bootstour zu dem Arrayanes- Nationalpark auf der angrenzenden Halbinsel. Bei schönstem Wetter genoss ich diesen unerwarteten Tag in Villa la Angostura. Kurz vor Mitternacht erreichte ich dann meine Unterkunft in San Martin de los Andes.

Um 5.00 musste ich bereits wieder los, um den Bus nach Pucón zu erwischen. Die 5-stündige Busfahrt über die Anden und die Landesgrenzen verlief problemlos. Einen ersten Eindruck auf das Vulkanland Chile, habe ich bei der Grenze mit dem schönen Vulkan Lanin erhalten.

Mehr zu Chile gibt es bereit bald.:-)

 

 

Argentinien, atemberaubende Natur und Tierwelt

25.11.19

Diese Reise begann gleich mit einem grossen Highlight. Mein Flug von Zürich ging nach Puerto Iguazu. Diese kleine Stadt ist Ausgangspunkt zu den grössten Wasserfällen der Welt, die Iguazu Wasserfälle. Am ersten Tag besuchte ich die brasilianische Seite um mir einen Panoramaüberblick, zu diesen 275 Fällen auf einer Länge von 2,7km zu verschaffen. Am Nachmittag besuchte ich in dem binationalem (Paraguay und Brasilien) Landabschnitt, den ebenfalls sehr eindrücklichen Itaipu-Damm mit dem gigantischen Wasserkraftwerk. Mit einer durchschnittlichen Jahresproduktion von 95 Terawattstunden, ist dies weltweiter Rekord. Zum Vergleich, eine durchschnittliche Jahresproduktion von einem AKW beträgt 8 TWh (das grösste 12 TWh). Diese Energie deckt 75% vom Strombedarf von Paraguay ab und 20% von Brasilien.

Am zweiten Tag besuchte ich die Wasserfälle auf der argentinischen Seite, wo man über die gut ausgebauten Stege hautnah die Wucht der Wassermassen fühlen konnte. WOW, dies war ein gelungener Reiseauftakt!

Mit einer 20-stündigen Busreise erreichte ich Rosario, eine Stadt in der Nähe (4h entfernt) von Buenos Aires. Ausser einem grossen Kulturfestival mit Musik, Tanz, Essen und Trinken aus der ganzen Welt, war diese Stadt nichts Besonderes.

Weiter ging es in die 13 Mio. Einwohner grosse Hauptstadt, Buenos Aires. Dies sei nach Rio de Janeiro eine der schönsten Städte Südamerikas. Ja bravo, wenn das so ist...

Obwohl die Stadt europäisch geprägt ist und in jedem Stadtquartier diverse Parks zu finden waren, fehlte mir den Charme und das Zentrum der Stadt. Ebenfalls sind in der ganzen Stadt viele Armenviertel, wo man sich als Tourist nicht aufhalten sollte. Am besten gefallen hat mir das ebenfalls nicht ganz sichere Quartier La Boca. Die farbigen Häuser, hauptsächlich in den gelb-blauen Klubfarben vom prestigeträchtigen Fussballklub Boca Juniors. Eine Stadiontour in dem "La Bombonera" (49'000 Plätze), wo einst Maradona gross aufspielte durfte natürlich nicht fehlen.

Ein Fussballspiel live zu sehen, blieb mir leider vergönnt, da gerade Nationalmannschaftspause war.

Eine Einladung zum Nachtessen bei einer Venezolanerin Zuhause konnte ich natürlich nicht ausschlagen. Zusammen mit einer Deutschen und ihrem spanischen Freund, machte ich mich auf in ein Aussenquartier der Stadt. Wir hatten uns bereits in Puerto Iguazu kennengelernt und genossen den gemütlichen Abend zu Arepas (runde Maisfladen gefüllt mit diversen Zutaten) und Rotwein.

In Buenos Aires plante ich auch meine nächsten Stationen und die Vorfreude auf die Natur und Tierwelt war riesig.

 

Nach einer weiteren Busreise (20h!) in den Südosten von Argentinien, erreichte ich Puerto Madryn.

Nach meiner Ankunft machte ich am Nachmittag eine Fahrradtour bei heissen 36°C durch die öde Steppenlandschaft nach Punta Loma. In dieser Bucht sind viele Seelöwen zu beobachten. Während meinem Aufenthalt zog ein heftiger Sturm auf. Leider war die Windrichtung entgegengesetzt von meiner Rückfahrt. Somit benötigte ich für die 15km satte 3h! Die halbe Strecke legte ich zu Fuss zurück, weil der Wind stärker war, als meine Pedalkraft. Dazu wurde ich durch die Windböen von Kopf bis Fuss mit Sand eingepudert.

Die an Puerto Madryn angrenzende Halbinsel Peninsula Valdez, ist ein Naturschutzgebiet und in der Bucht sind zu dieser Jahreszeit viele Wale (Südkarper) und Delfine zu sehen.

Durch die Internetplattform Couchsurfing, fand ich eine Fahrgemeinschaft mit 3 Argentinier/innen, um die Insel zu besuchen. So konnte ich die teuren Touranbieter umgehen. Bei perfektem Wetter haben wir dann auch eine Wal- und Delfinbootstrip gemacht. Dies hat sich gelohnt! In den 2,5h haben wir duzende Walmamas mit ihren Babys gesehen und ebenfalls viele Delfine, welche unser Boot über eine längere Strecke begleitet haben. Aus dem Wasser springende Wale, ist etwas vom faszinierendsten, was ich je gesehen habe! Auf der Inseltour haben wir noch folgende Tiere gesehen:

Pferde, Schafe, Rinder, Gürteltiere, Hasen, Vogelspinnen, Guanakos, Seeelefanten, Pinguine, Perlsteisshühner, Darwin-Nandus und diverse Vogelarten.

Trotz der Sprachbarriere haben mich die 3 Mitreisenden gefragt, ob ich am nächsten Tag mit Ihnen zu einem Fluss in den Bergen mitkommen wolle. Diese Gelegenheit liess ich mir nicht entgehen, da der Weg über die eine Stunde entfernte Stadt Trelew führte, welches mein nächstes Ziel war. :-)

Vor der Abfahrt haben wir das Tagesproviant eingekauft und den Wagen vollgetankt. Schliesslich ging die Reise (eigentlich) pro Weg 2,5h ins Niemandsland. Bereits bei der Hinfahrt mussten wir mehrmals einen Zwischenstopp machen um den überhitzen Motor wieder abkühlen zu lassen und Kühlwasser nachzufüllen. Am Nachmittag sind wir dann bei dem idyllischen Staudamm inmitten von roten Bergen angekommen. Wir machten es uns am Fluss bequem und genossen das herrliche Sommerwetter. Mit dem verrückten Argentinier machte ich zu Fuss eine "kleine" Erkundungstour. Wir schauten uns an und beiden war klar, dass wir den Berg in der Nähe erklimmen wollten. Dieses Abenteuer gestaltete sich als schwieriger als "geplant". Der Weg zum Gipfel war äusserst steil und die Felsen extrem brüchig. Bei jedem Handgriff mussten wir damit rechnen, dass sich die Felssteine lösen. Dank meinen trittfesten Birkenstöcken, erreichten wir nach einer Weile unser Ziel und genossen die geniale Aussicht. Wie so oft, gestaltete sich der Abgang als schwieriger als der Aufstieg. Mit diversen Schrammen und Blutspuren, erreichten wir dann, kaputt und glücklich, wieder unsere Kollegen am Fluss. Die Abkühlung im kalten Nass war eine richtige Wohltat.

Nach Sonnenuntergang machten wir uns auf Richtung Trelew. Das Überhitzungsproblem vom Auto wurde nun zu einer richtigen Geduldsprobe. Alle 5-10km mussten wir dem Motor wieder eine Weile Zeit geben, um sich abzukühlen. Somit brachten wir für die 125km 6 Stunden und erreichten meine Unterkunft um 2 Uhr in der Nacht.

Am nächsten Morgen war ich dann zu spät, um noch an einer Tour zu den Pinguinen teilzunehmen. Somit hatte ich ungeplant meinen ersten Ruhetag, welchen ich nutzte, um mit dem langsamen Hotel-WIFI, während 36 Stunden meine Fotos hochzuladen und meine weitere Reise zu planen.

Am nächsten Tag ging ich dann mit einer Tour nach Punta Tombo, wo sich mit über einer Million Pinguine, die grösste Kolonie ausserhalb der Antarktis befindet. Über einen gut 1km langen Holzsteg kam man, den nicht sehr scheuen Pinguine, ganz Nahe. Da sich gerate die Brütezeit befindet, waren viele Pinguinmamas in ihren Schlupflöchern, um die Eier auszubrüten und dann auf die kleinen Babys aufzupassen. 

 

Von Trelew bin ich nun gestern in die südlichste Stadt der Welt, nach Ushuaia geflogen.

Dazu aber mehr im nächsten Bericht.